In einem großen Bauernhaus im Unterdorf wohnte vor vielen Jahren ein junger Bauer mit seiner Frau. Beide wollten schnell reich werden und sannen auf Nebenverdienste. Da das Haus
schöne große Zimmer hatte, vermieteten sie diese an Durchreisende. Die Einnahme wurde ihnen aber bald zu klein und
sie beechlossen, die schlafenden Gäste zu überfallen, zu berauben und ihre Leichen im Pansen der Scheune beizuscharren. Das taten sie denn auch immer, wenn sie bei ihrem Schlafgast Geld vermuteten. Den Nachbarn fiel auf, daß abends Obdachlose ins Haus gingen, aber morgens sahen sie kaum einen wieder herauskommen. Aber an solche Greueltaten dachten sie nicht.
Inzwischen wurden dem Ehepaar drei Söhne geboren. Sie waren alle gesund und kräftig. Aber der Geist des Hauses wurde
immer roher, immer grausamer. Oft zankten sich die Jungen so sehr, daß Vater und Mutter nicht mehr zusehen konnten, hatten aber keine Macht mehr über ihre Söhne. Nur selten gelang es
dem Vater, einen der Söhne mit dem Pferd zu einer Arbeit
ins Feld zu schicken. Da war meistens der Streit vorläufig beendet. Aber einmal kam es anders. Die beiden ältesten Brüder stritten und schlugen sich so sehr, daß der Vater dachte, es könne einer den anderen totschlagen.
Er war deshalb sehr froh, als er den ältesten Sohn mit dem Pferd zum Eggen hinter das Anroth schicken konnte. Es schien, als sei damit der Friede hergestellt. Aber weit gefehlt.
Nach kurzer Zeit nahm der zweitälteste die Axt aus dem Holzstall und schlich sich heimlich aus Haus und Dorf, um an dem Bruder hinter dem Holz Rache zu nehmen.
Als dieser nichtsahnend nach Osten dem Tale zu eggte, schlich sich der zweitälteste Bruder, der sich hinter dem nahen Heckenbusch versteckt hatte, hinter ihm her und traf ihn mit dem Rücken seiner Axt so sehr auf den Kopf, daß er bewußtlos niedertaumelte. Schnell hob der jüngere Sohn die Egge
hoch, rollte den Bruder darunter, ließ das Pferd losgehen
und schleifte den Bruder so lange, bis er tot war. Die Leiche brachte er in das Tal, eggte auf dem Acker noch eine Weile und fuhr danach nach Hause.
Es dauerte aber gar nicht lange, so erschienen Gendarmen aus Mühlhausen, verhörten ihn und brachten ihn nach 'Heiligenstadt. Vor der Abfahrt rief er seinem Paten zu: "Herr Gevatter, heute gibt es einen heißen Tag."
In Heiligenstadt verurteilte ihn das Gericht zum Tode.
Er wurde noch am gleichen Tag gerädert. Also auf ein Rad gebunden, das über einen spitzen Pfahl lief und bei jeder Umdrehung ein Stückchen mehr von ihm wegriß. So mußte er ebenso große Schmerzen ertragen, wie sein toter Bruder.
Nun lebte nur noch der Jüngste. Doch den wollte kein Mädchen zum Ehemann haben. So starben Vater, Mutter und zuletzt auch der jüngste Sohn, und kein Nachkomme der Familie konnte das unrechte Gut nutzen.
Den Acker, auf dem diese Greueltat stattfand, nennt man noch heute den Schleifweg. Er liegt etwa 250- 300 m hinter dem Anroth zwischen Hauptweg und Graben nach Eigenrode zu.
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